mir. aig f. (Gen. ega) `Eis' (*i̯egi-s), cymr. iā m. ds., iaen (*i̯eginā) `glacicula', acorn. iey gl. glaties, iein gl. frigus, mcorn. yeyn, yen `kalt', br. ien `kalt'.
Das a in mir. aig ist aus e vor palat. g entstanden, das a in den brit. Formen hingegen durch den Wandel von anlaut. je- zu ja- zu erklären; vgl. unter i̯et-;
über hitt. e-ku-na-š `kalt' vgl. Pedersen Hitt. 171.
lit. nuo-, pa-jėgà `Kraft, Vermogen', jėgiù, jė̃gti `vermögen, stark sein', lett. jẽga `Verstand', jẽgt `fassen, verstehen'; ob hierher das isolierte russ. dial. jáglyj `heftig; eifrig; geschwind'? (s. Berneker 443).
Unsicher ist die Deutung von gr. ἁβρός `zart, fein, üppig' aus *i̯ǝgʷ-rós `in Jugendkraft strotzend', ebenso, ob lat. Iegius, osk. Ieíis (mit ē?) hierhergehören.
Ai. yā́cati `fleht, fordert', yācñā́ `Bitte'; yācitá-, yā́citum, yācitar-, usw.
lat. iocus `Scherzrede, Scherz'; umbr. iuka, iuku Akk. Pl. n. `preces', osk. iúkleí `inconsecratione';
ahd. jehan, gehan `sagen, sprechen, bekennen', asächs. gehan ds., ahd. jiht (*jeχti-) `Aussage, Bekenntnis', bijiht = nhd. `Beichte', dazu Krankheitsname Gicht (`durch Besprechen verursacht');
mcymr. ieith, cymr. iaith, bret. iez `Sprache' (*jekti-);
lit. juõkas, lett. juõks `Scherz' ist vielleicht lat. Lw. aus der Studentensprache, wie auch nhd. Jux; dagegen Trautmann 108;
toch. А В yask- `verlangen, betteln' (Van Windekens Lexique 165 f.), A yāṣṣuce, В yāṣṣūca `Bettler'.
air. hīcc (*i̯ēkko-) `Heilung, Zahlung', cymr. iach `gesund', corn. yagh, bret. iac'h ds. (*i̯ǝkko-), mit unklarer Konsonantenverdopplung.
gr. ἧπαρ, -ατος (*-n̥-tos);
lat. jecur, -oris und -inoris (erweist altes *jecinis; Verquickung des r-und n-Stammes);
balt. *i̯eknā f. in lit. jãknos, alt jeknos, jekanas, lett. aknas, aknis f. Pl. apr. iagno (Hs. lagno) f.
Nach Pedersen KG. I 129 hierher mir. i(u)chair (*ikuri-) f., Gen. i(u)chrach `Fischrogen' und ksl. ikra, russ. ikra, osorb. jikro, jikno ds., das weiter mit slav. ikra `Scholle' und ikra `Wade' (und dessen balt. Entsprechungen oder eher Lehnformen, apr. yceroy, lett. ikrs, alit. Gen. ikrū) unter einer Grundbed. `Klumpen, Anschwellung' identisch ist. Auch idg. *i̯ekʷr̥t könnte auf derselben Anschauung beruhen.
Schwierig ist das vielleicht tabuistisch entstellte arm. leard, Gen. lerdi `Leber' (vgl. zuletzt Cuny Recherches 68 ff.). Hingegen gehören anord. lifr f. `Leber', ags. lifer, engl.liver, ahd. libera, lebara zu gr. λιπαρός `fett', indem das ursprüngl. Beiwort der (gemästeten) Leber ebenso das alte Wort für Leber verdrängt hat, wie lat. jecur ficātum zu ital. fegato usw. geführt hat.
Eine uridg. Grundform *li̯ekʷr̥t scheint mir zu gewagt.
lett. jêls `unreif, unbearbeitet, roh, wund (von der Haut)';
slav. *jalъ und *jalovъ in russ. jáɫyj und jáɫovyj `unfruchtbar, unbearbeitet (vom Lande)', serb. jȁlov `unfruchtbar, gelt', čech. jalový ds., poln. jaɫowizna `leere, wüste Stelle'.
lat. geminus `zwillingsgeboren, Zwilling; doppelt' hat wohl das g- von der Wurzel gem- `greifen, zusammenpressen' (oben S. 368 f.) bezogen;
mir. emon m., emuin f. (*emno-, *emnī) `Zwillingspaar', emnaid `verdoppelt';
vielleicht hierher germ. *ibna- `eben, gleichmäßig', falls aus *imná- < *jemnó-, in got. ibns `eben', anord. jafn, jamn, ags. efn, engl. even, asächs. eƀan, ahd. eban `еben'; nach Güntert (Weltkönig 337 ff.) hierher der anord. GN Ymir als `Zwitter' aus germ. *i̯umii̯áz, idg. *iem(i)i̯ós?
nicht sicher ist, ob hierher auch gr. ἥμερος `zahm, mild', ἡμερίς, -ίδος `der veredelte Rebstock', ἡμερόω `zahme' (mit dehnstuf. ē), und als schwundstufig lat. redimiō `binde um, umwinde, bekränze', sowie infula `priesterliche Kopfbinde' (*im-dhlā??) gehören.
Das mit gr. ἥμερος gleichgesetzte ahd. asächs. jāmar, ags. gēomor `traurig', Subst. ahd. jāmar `Jammer' (ursprüngl. angeblich `bedrückt') dürfte jedoch wegen anord. amra `jammern', das zu emja, ymja `heulen' gehört, eher einer Interjektion entsprungen sein. Cymr. afar `Leid, Klage' (mir. amar ds.) kann kein j- verloren haben und muß schon deswegen fernbleiben.
arm. ner, richtiger nēr, Gen. niri `die Frauen von Brüdern oder desselben Mannes' (zur Grundf. Vermutungen bei Hübschmann Arm. Gr. I 478; Bugge IF. 1, 445, 449, Meillet BSL. 30, CR. 90, zuletzt Cuny Recherches 66 f.);
phryg. Akk. ιανατερα;
gr. ἐνάτηρ `die Frau des Bruders des Gatten' (ion. Psilose), Hom. εἰνατέρες, -έρων (εἰ- Ausdruck der metr. Dehnung für ἐν-), inschr. (kleinas.-gr.) ἐνατρί;
lat. janitrīcēs (Erweiterung von *ianiter nach dem Fem. der Nomina agentis auf -īc-) `die Ehefrauen von Brüdern' (das i stammt von *ianiter);
alit. *jéntė, -ers ds. (gentė, žentė durch Kreuzung mit gentìs `Verwandter', žéntas `Schwiegersohn'), lett. ìetere, iẽtal'a und kurisch jentere ds.;
aksl. *jętry (Ausgang nach svekry), russ.-ksl. jatry ds., serb. jêtrva ds.
gr. ζέω (= yásati) `kochen, wallen, sieden (intr.)', ζέσσε, ζεστός, ζέσμα und geneuert ζέμα `Absud', ζόη τὸ ἐπάνω του̃ μέλιτος (Gischt, Schaum) Hes.;
gallo-rom. i̯estā `Schaum' (v. Wartburg), cymr. ias f., Pl. iasau `Sieden, Schaumen, Kochen'; air. ess m. (älter n., aus *i̯estu) `Wasserfall'; bret. gòi `gären' vielleicht abstrahiert aus gòell `Hefe' (*upo-i̯es-lo-);
ahd. jesan `gären, schäumen' = schwed. mdartl. esa (as) `gären', norw. æse, schwed. mdartl. äsa (*jēsian) ds., norw. mdartl. asa (*jasàn; Prät. ōs) `aufbrausen, gären, brausen, stürmen, rasen', esja (*jasjan) `gären', anord. ø̄sa (*jōsjan) `in heftige Bewegung setzen', vgl. norw. mdartl. `das Brausen, Unruhe in Tieren und Menschen', anord. jǫstr, Gen. jastar m. (zunächst aus *estuz, *estauz, älter jes-) und jastr n. (zunächst aus *estra) `Hefe', ags. giest (engl. yeast) `Schaum, Geifer, Hefe', mnd. gest `Hefe', mhd. jest, gest m. `Schaum', nhd. Gest und Gischt `Schaum, Hefe';
toch. A yäs- `sieden'.
cymr. add-iad `Sehnsucht', gall. Ad-ietu-mārus, Ad-iatunnus, Ad-ietuanus (: ai. yatú-na-), nasaliert (vgl. mit Nasalsuffix ai. yat-ná-) cymr. add-iant `Sehnsucht', ir. ēt (nir. éad) `Eifer, Eifersucht', gall. Iantu-māros, Ientu-māros (= ir. ētmar `eifersüchtig'); air. ītu, Akk. ītith, nir. íota `Durst' vielleicht aus dehnstuf. *i̯ētu-tut-s;
vielleicht hierher toch. A yat- `erreichen, erlangen', Präs. Med. yatatär, В yototär, Schulze-Sieg Toch. Gr. 487, Van Windekens Lexique 167, Pedersen Toch. 221; auch AB yāt- `fähig sein, befehlen' (Van Windekens aaO.)?
lit. jaunù, joviaũ, jaũti `heißes Wasser darüber gießen', lett. jàut `Teig einrühren, mischen', javs `Gemengsel von Viehfutter', lit. jõvalas `Schweinefutter, Treber';
gr. ζυ̃θος, ζύθος `ägyptisches Gerstenbier'??;
alb.-tosk. gjär `Suppe' (*i̯ō-no-), geg. gjanë `Schmutz, Teich, Schwemme';
ablauteud gallorom. iutta aus gall. *i̯u-tā, mlat. iotta `Brühe', mcymr. iwt, ncymr. uwd, iwd m., acorn. abret. iot, nbret. ioud, iod `Brei'; air. íth `Brei, Brühe' hat das ī wohl von íth `Fett' bezogen (Thurneysen Gr. 39).
s-St. i̯ō̆(u)s-, i̯ūs- `Brühe':
ai. yūṣ (nur Nom.), yūṣá-, уuṣa- m. n. `Brühe', lat. iūs, iūris `Brühe, Suppe', lit. júšė (*i̯ūsii̯ā) `schlechte Suppe aus Sauerteig mit Wasser durchgerührt', apr. juse `Fleischbrühe', aksl. jucha (*i̯ousā) `Brühe, Suppe' (nhd. Jauche aus dem Westslav.); dazu die to-Ableitung nschwed. ōst (*i̯ūsto), anord. ostr (sekundäres ō) `Käse' und finn.-urnord. juusto, nschwed. dial.ūst ds.;
vielleicht dazu gr. ζύ̄μη ` Sauerteig' (*i̯ūsmā oder i̯ūmā) und ζωμός `Brühe, Suppe'(*i̯ō[u]smos oder *i̯ō[u]mos).
lett. Pl. jũtis `Gelenk (*Verbindung), Scheideweg', lit. jáutis m. `Ochs' (`*der vor den Wagen gespannte, jūmentum'; balt. schwere Wz.); hierher auch lett. jumis `Doppelfrucht, Felddämon', jùmt `(Dach) decken' (Mühlenbach-Endzelin II 177ff.). Fraglich arm. yaud `Verbindung' wegen des Vokalismus (iran. Lw.?).
Vielleicht hierher lat. juvāre `unterstützen, helfen; ergötzen'; wohl mit ai. yu-yṓ-ti `hält fern, trennt von, bewahrt vor, wehrt; hält sich fern, wird getrennt', ví-yavanta `abwehrend' zu einer eigenen Sippe zusammenzuschließen, mit der als g-Ableitung auch ags. géoc `Hilfe, Trost, Sicherheit', géocian `bewahren, retten' vereinbar ist; s. unten i̯eu-4.
Specht (KZ. 65, 207 f., 68, 52 ff.) stellt juvāre zu ai. ávati, worüber oben S. 77; dagegen M. Leumann Gl. 29, 173 f.
i̯u-go-m `Joch':
ai. yugá- n. `Joch; Paar' (auch `Geschlecht, Generation') =
gr. ζυγόν `Joch' =
lat. jugum ds. (siehe auch WH. I 728 f. über umbr. Iguvium) =
got. asächs. juk n., ags. geoc, anord. ok `Joch', ahd. juch, joch `Joch; auch so viel Land, als man mit einem Ochsengespann an einem Tage pflügen kann';
lit. (mit n nach jùngiu) jùngas `Joch';
aksl. igo (Gen. iga) `Joch' (es-St.), čech. jho ds. (slav. *jьgo aus *jъ́go, siehe auch Berneker 421 f.; dazu aruss. оbьžа `ein Landmaß; so viel, als ein Mann mit einem Pferde pflügt' aus *ob-jъgjā, heute obža und obga- d. j. *ob-jъga- `Deichselarme des Hakenpflugs'; ksl. Pl. ižesa, sloven. Gen. ižêsa mit Nachwirkung des idg. St. *i̯eugos-, s. unten);
cymr. iau f., acymr. iou, acorn. ieu, bret. ieo, geo `Joch', kazelyé, kazelgé `Knechtschaft' = mcymr. kesseyl-yeu `axillary yoke' (Loth RC 40, 153 f.); gall. PN Ver-iugo-dumnus; siehe auch Pedersen KG. I 98; Thurneysen IA. 26, 26 zweifelt an der Zugehörigkeit des ir. und Urverwandtschaft des brit. Wortes; unsicher ist auch die Beurteilung von ir. cuing `Joch'; nach Hessen ZceltPh. 9, 39 vielleicht aus *uing (*i̯ungis) durch Einfluß der Präpos. com-; dazumcymr. kyn-iwng `Vereinigung' (Loth RC 38, 160);
arm. luc `Joch' zeugt nicht für ursprüngl. Anlaut li̯- der Wz.; Einfluß von lucanem `spanne aus';
hitt. i-ú-ga-an (yugan) `Joch';
toch. A yokäm f. `Tür, Tor' (ai. Lw.?).
Ohne geschichtlichen Zusammenhang untereinander sind ai. yugalá- n. `Paar', lat. jugulum (Demin.) `Jochbein, Schlüsselbein', jugulae `Sterngürtel des Orion', und gr. ζεύγλη `Schlingeim Joch'; mit hitt. yugas `jährig', dāyugas `zweijährig' vgl. lit. dveigỹs `zweijährig' (treigỹs `dreijährig', usw.), oben S. 229, 230.
i̯eu-gos- es-St.:
gr. τὸ ζευ̃γος `Gespann', Pl. ζεύγεα = lat. jūgera (*i̯ougesa), wozu ein neuer Sg. jūgerum `ein Morgen Landes' = mhd. jiuch n. `Morgen Landes', vgl. auch oben ksl. ižesa, ferner vielleicht (das freilich späte) ἀζυγής `unverbunden, unvermählt', sowie lat. iouxmenta, iūmentum (s. S. 510); tiefstufig (wie ἀζυγής, das aber von ζυγόν aus neugebildet sein kann) wahrscheinlich got. jukuzi f. `Joch, Knechtschaft', gegenüber ags. gycer `Joch' (*jukizi-), mit u der 2. Silbe durch Assimilation?
Verbalstamm i̯eu-g-:
ai. yunákti (3. Pl. yuñjánti = lat. jungunt), yuñjati `schirrt an, spannt an, verbindet', vgl. vollstufig yōjayati (*jeugei̯eti) `fügt zusammen'; av. yaoj-, yuj- `anspannen, anschirren; womit vertraut machen, einer Sache teilhaftig machen';
gr. ζεύγνῡμι `schirre an, verbinde', ζευ̃ξαι ζυγη̃ναι;
lat. jungō, -ere, -nxi, -nctus `verbinden';
vollstufig ahd. untar-jauhta `subjugavi';
lit. jùngiu, jùngti `verbinden, ins Joch spannen'; Partiz. ai. yuktá-, av. yuxta-, mit dem präs. -n- lat. junctus, ags. geoht, iukt n. `Joch', lit. jùngtas, mit der (wie im Präs. aus ζευ̃ξαι, ζευκτήρ usw. stammenden) Hochstufe ζευκτός;
Wurzelnomen i̯ug- in:
ai. yúj- `Gefährte, Genosse; geschirrt, bespannt mit', ayúj- `ohne Genossen, nicht paarweise' = gr. ἄζυξ `nicht gejocht', σύζυξ `zusammengekoppelt, vereint', lat. conjux `Gatte, Gattin'; Superl. *i̯ugistos in lat. juxtā `dicht daneben' (*jugistā, scil. viā `auf dem nächst verbindenden Wege'); in den starken Kas. analogisches ai. yúñj-, lat. conjunx.
Weitere Ableitungen in:
ai. уṓgа- m. `das Anschirren, Verbindung'; уṓgya- m. `Zugtier', vgl. anord. eykr `Zugtier, Pferd' (germ. *jaukiz, vgl. auch Kaus. *jaukian `anschirren' vorausgesetzt durch anord. eykt f. `Arbeitszeit zwischen den Mahlzeiten' aus *jaukiþō) = lat. jūgis `immerwährend; beständig fließend' (daneben iūges, -ĕtis `angespannt'); ai. yṓjana- n. `ein Wegmaß', av. yujasti- f. ds.; ai. yukti- f. `das Anschirren', gr. ζευ̃ξις `das Anschirren, Verbinden', lat. juncti-m, juncti-ō, vgl. vom es-St. av. yaōxšti- `Fertigkeit, Fähigkeit, Gewandtheit'; ai. yōktár- `Anschirrer', yṓktra- n. `Strang, Gurt', av. yaōxǝδra- n. `kriegerische Anspannung, Unternehmung, Angriff', gr. ζευκτη̃ρες `Jochriemen', lat. junctor, junctūra; ai. yugmán- `gepaart', gr. ζευ̃γμa `Zusammenjochung, Joch', lat. jug(u)mentum `Pfosten, Querbalken', auf Grund des es-St. dazu alat. iouxmenta, klass. iūmentum `Gespann'.
Vielleicht mit i̯eu̯- verwandt sind auch die Sippen i̯eu̯(e)s- `Satzung' als `Verbindlichkeit, Bindung, Fug' und i̯ōs- `gürten' als *i̯ō[u]s-.
gr. καλέω (statt *κάλω) `rufe, nenne, rufe herbei' (äol. κάλημι), Futur. καλέσω, att. καλω̃, Perf. κέκληκα, κλητός; ἐπίκλησις `Beiname', κλη̃σις `Ruf, Einladung, Vorladung', κλητής, κ(α)λήτwρ `Rufer', ὀμοκλή `Zuruf' (zum 1. Glied s. unter omǝ-); κικλήσκω (oder κικλῄσκω) `rufe an, flehe', κληΐζω, κλῄζω `nenne' (*κλη-ε-ς-ίζω?); hochstufig κελ(α)- in κέλομαι `treibe an (durch Zuruf)', hom. Aor. (ἐ)κέκλετο, dor. κέντο = (ἔ)κελτο; [über κελεύω s. unter k̂leu-]; κελαρύζω `rausche, riesle (Wasser u. dgl.)', κέλωρ φωνή Hes.; Erweiterung κέλαδος `Getöse, Lärm', κελάδων, κελαδεινός `brausend', κελαδέω `tose; lasse (einen Gesang) erklingen';
umbr. kařitu, kařetu, carsitu `calato, appellato' (*kalētōd); daß ein entsprechendes lat.*caleō einst in der Ausrufungsformel der Kalenderdaten Dies te quinque, bzw. septem, calo, Iuno Covella gestanden habe und daß calendae `der erste Tag des Monats' von diesem Ausrufen benannt sei, ist wahrscheinlich (Salonius Z. röm. Dat. 1 ff.);
lat. calō, -āre `Ausrufen, Zusamenrufen' (: lett. kal'uôt), calātor `Rufer, Ausrufer', nōmen-clator `Namennenner' (aus nōmen calāre rückgebildet), calābra (curia) `die zum Ausrufen der Kalenderdaten bestimmte Kurie', vielleicht concilium `Zusamenkunft, Versammlung, Vereinigung von Dingen, geschlechtliche Verbindung' (*cón-caliom), con-ciliāre `vereinigen, verbinden, gewinnen usw.', clāmō, -āre `rufen' (vgl. ahd. hlamōn usw.), clāmor `Schrei', clārus `lauttönend, fernhin schallend; berühmt; klar', umbr. anglar Nom. Pl., anglaf Akk. Pl. `oscines' (*an-klā `avis inclamans'); lat. classis `Aufgebot: Heer, Flotte; Klasse, Abteilung' (*klad-ti-: κέλαδος?);
air. cailech, ogam Gen. caliācī, cymr. ceiliog, corn. chelioc `Hahn' (*kaljākos);
ags. hlōwan `rugire, boare', ahd. (h)lōian, (h)luoen, mhd. lüejen `brüllen'; ags. hlētan `grunzen'; ahd. hluoticla `latratus'; mit Hochstufe der ersten Silbe ahd. hel `laut, tönend' (nhd. hell `glänzend'), hëllan `ertönen', mhd. hal `Hall, Schall', anord. hjala `schwatzen', hjal n. `Geschwätz', hjaldr `Gespräch, Kampfgetöse, Kampf'; afries. halia `herbeiholen, heimführen, nehmen', ags. geholian `bekommen', asächs. halōn `berufen, herbeibringen', ahd. halōn und ablaut. holōn, holēn `rufen, holen', ndd. halen `ziehen'.
lett. kal'uôt `schwatzen' (kalada `Geschrei, Lärm' ist russ. Lw.), lit. kalbà `Sprache', apr. kaltzā, kelsāi `sie lauten' (lit. *kalsóti); redupl. lit. kañkalas (*kalkalas) `Schelle', aksl. klakolъ, russ. kólokolъ `Glocke', kolokólitь `läuten, klingen; schwätzen, klatschen', Trautmann Bsl. Wb. 115.
hitt. ša-ra-a kal-li-iš-ta (sarā kallesta) `rief (lockte) herauf'.
Erweiterung *k(e)lem- (vgl. lat. clā-m-āre): ai. krándati `schreit, brüllt, wiehert' (*klem-d-?); ags. hlimman, hlymman `klingen, tönen, rauschen, brüllen', hlimme `reißender Strom', hlemm (*hlammi) `Schall', ahd. (h)limmen `brummen, heulen', anord. hlymja `klingen, krachen, lärmen', ahd. hlamōn `rauschen, tosen';
*k(e)len- in ags. hlyn(n) `Schall, Lärm, reißender Strom', hlynnan, hlynian `hallen', hlynsian ds., hlynrian `donnern', gehlyn, asächs. gihlunn `Getöse';
Ähnliches skel-, (s)kʷel- (s-Dublette neben kel-):
1. skel-: aisl. skjalla st. V. `schallen, klingen, laut schlagen' = ags. sciellan `schallen, tönen', ahd. scellan `schallen, tönen, klingen, lärmen', nhd. verschollen `verklungen'; Kaus.-Iter. aisl. skella `knallen, lärmen, schelten, laut lachen', mhd. schellen schw. V. `ertönen lassen, zerschmettern', nhd. zerschellen; t- oder dh-Präs. afries. skelda `schelten, tadeln, laut erklären', ahd. sceltan `schelten, schmähen, beschimpfen, tadeln'; aisl. skǫll f. `Hohn, Lärm', skellr (*skalli-z) `Schall, Knall' = ahd. scal (-ll-) `Schall, Krach'; aisl. skjallr `lauttönend' = ags. sciell, ndl. schel `widerhallend, schrill'; ahd. scella `Schelle'; mit einfachem l (das -ll- der vorgenannten beruht auf einem n-Präs. *skel-nō) aisl. skal n. `Lärm', skjal n. `Geplauder';
lit. skãliju, -yti `fortgesetzt bellen, anschlagen' (vom Jagdhund), wovon skalìkas `ein fortgesetzt bellender Jagdhund (s. unten wegen gr. σκύλαξ); apr. scalenix `Vorstehhund' stammt aus poln. skolić `wie ein Hund winseln'; lett. skal'š `klingend, helltönend'; mit (b)h-Erw. (wie lit. kalbà) lit. skélb-iu, -ti `ein Gerücht verbreiten';
čech. skoliti `belfern', poln. skolić, skulíć `wie ein Hund winseln'.
2. (s)kʷel-: aisl. skval n. `unnützes Geschwätz, Wortschwall', skvala `laut reden, rufen', skvaldr n. `lautes Reden'; ohne s- aisl. hvellr `helltönend';
ablautendes skʷel- vielleicht in gr. σκύλαξ junger Hund, Hund; junges Tier', auch κύλλα σκύλαξ. ᾽Ηλει̃οι Hes. (-λλ- wohl kurznamenartige Kons.-Dehnung), wie von *skel- das oben genannte lit. skalìkas, und von kel- aus: lit. kãlė, kalė̃ `Hündin', alb. këlüsh `Tierjunges, bes. junger Hund', mir. cuilēn, cymr. colwyn, acorn. coloin, bret. kolen `junger Hund', (kelt. *koli-gno-); diese Namen für junge Tiere, bes. Hunde, wären also vom Kläffen oder Winseln genommen. Immerhin aber könnten σκύλαξ, κύλλα als (s)kol-, auch als idg. oder griech. Reduktionsformen (Einfluß von κύων?) unmittelbar mit kelt. *koligno-, lit. kãlė, alb. këlüsh zusammengehören.
gr. κύλιξ, -ικος `Becher' (*keli-k);
= lat. calix, -icis m. `tiefe Schale, Becher, Kelch' (aus calix stammt ahd. chelih, nhd. Kelch), wozu vielleicht mit beweglichem s umbr. skalc̨e-ta, scalse-to `ex patera', scalsie `in patera'; lat. culigna `kleiner Kelch' aus gr. κυλίχνη (*κυλικ-σνᾱ) ds.;
das s- auch in nhd. Schale (das zu (s)kel- `schneiden') und in gr. σκάλλιον, σκαλίς ds. Hes., das wohl ebendahin.
Dazu gr. κάλυξ, -υκος f. `Fruchtkelch, Samenkelch' und vielleicht ai. kalikā f. `Knospe' (im Gutt. des Suffixes von kaláśa-ḥ verschieden).
arm. lam `weine'; unklar lor `Wachtel' (s. unten gr. λάρος);
gr. λη̃ρος m. `Geschwätz, Possen, Tand' (enthält lā- oder lē-), ληρέω `schwätze'; unklar ist der Vokalismus (onomatopoetisch?) in λάρος `Möwe' (vgl. arm. lor `Wachtel');
alb. leh `belle';
lat. lāmentum `Wehklage', lāmentāri `wehklagen', lātrō, -āre `bellen'; vielleicht osk. lamatir `soll verflucht sein';
air. līid (*lēi̯eti) `klagt an'; cymr. edliw (*ate-līu̯-) `tadeln';
got. laílōun `sie schmähten' (Präs. *laian, idg. *lē-); anord. lō f., `Brachvogel', Pl. lør; lōmr `Meertaucher, laut schreiender Vogel', vgl. isl. lōmur `Geschrei, Wehklage';
lit. lóju, lóti `bellen', lett. lāju, lāt `bellen, fluchen', lādēt `verfluchen'; lādēt `verfluchen';
aksl. lajǫ, lajati `bellen, schimpfen' usw. (lajati für *lati nach dem Präteritalstamm, vgl. lit. lójo).
Redupliziert lal(l)a-: ai. lalallā `Lallen'; gr. λάλος `geschwätzig', λαλία `Geschwätz', λαλέω `schwatze', λαλαγή `leichtes Gemurmel'; lat. lallō, -āre `in den Schlaf singen', lallus `das Trällern der Amme' (vgl. die PN Lalla, Lallia, Lallō, Lollia); nhd. lallen; lit. laluóti `lallen', russ. lála `Schwätzer', usw.
Ähnlich lel-, lul- `einlullen, einwiegen, schaukeln' in:
ai. lṓlati `bewegt sich hin und her', lulita- `flatternd', lálati `tänzelt, spielt', lēlā́yati `schwankt, schaukelt'; lat. lolium `Lolch, Taumel erregende Pflanze'; mnd. lollen, nhd. lullen; lit. leliúou, leliúoti `wiegen, schaukeln', lett. leluoju, leluot `Kinder wiegen'; dazu lit.lė́lis, lėlỹs m. `Nachtrabe'; lett. lēlis ds. und `ungeschickter Mensch'; serb. léljati `wiegen, baumeln', ljûljati `wiegen', russ. ljuljú `eia popeia', lelja `Tante', usw.; dazu russ. lelek, poln. čech. lelek `Nachtrabe' (s. oben lit. lė́lis).
Vielleicht hierher mit k-Erweiterung:
gr. λάσκω (*λακ-σκω), Aor. ἔλακον, Perf. λέληκα, dor. λέλᾱκα `rede laut, schreie', ληκέω dor. λᾱκ-) ds., λακερός Hes. `geschwätzig';
nach Jokl L.-ku. U. 205 zu alb. laikatis `schmeichle, beschwatze'.
gr. μω̃λυ `ein fabelhaftes Wunderkraut (Hom.); gelbblühende Knoblauchart (Theophr. Dioscor.)', μώλυζα `Knoblauchart'.
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